Fassungslos: "Philipp und ich waren unzertrennlich"

Wetter, 11.05.2007, Von Roland Müller

Wetter. Die Geschichte des Mordprozesses "Nadine O." ist auch eine Geschichte enttäuschter Freundschaften.

Am 14. Verhandlungstag sagte gestern vor der 1. Großen Jugendstrafkammer des Hagener Landgerichts der 20-jährige Christian P. aus - er drückte mit dem Angeklagten Philipp J. (20) schon in der ersten Klasse gemeinsam die Schulbank. "Es war mein allerbester Freund, wir waren unzertrennlich", erinnerte sich der junge Mann. Mit den Jahren habe man sich zwar verschieden entwickelt, auch andere Freunde kennen gelernt, dennoch "ist für mich eine Welt zusammengebrochen, als ich das mit dem Mord und der Veruntreuung der Abi-Kasse erfahren habe." Fassungslosigkeit schwingt in den Worten von Christian P. mit und auch Verzweifelung: "Er hätte doch wenigstens mal mit mir reden können." Dazu kam es aber nicht, und so bleiben "viele schöne Erinnerungen - da kann ich diese Freundschaft doch nicht einfach abschließen."

Und da sind die Chat-Kontakte im Internet, die der Angeklagte mit seinem Freund nach der Tat führte. Philipp habe sich so geäußert wie "Die kriegen den Täter sowieso nicht." Von "Kaltblütigkeit" will aber Christian P. nicht sprechen: "Das war eher ein Weg mit seiner Schuld klar zu kommen."

Im Zeugenstand erscheint später Vanessa K. (20), Studentin und Gruppenleiterin bei den Pfadfindern. Dort hatte die junge Frau auch mit Philipp J. Bekanntschaft gemacht. Im Umgang mit Kindern sei J. zuweilen distanziert gewesen, habe auch "Quatsch gemacht". Und dann spielt Geld wieder eine Rolle: Beim Gemeindefest am 12. August letzten Jahres seien über 200 Euro aus dem Pfadfinderleiter-Raum verschwunden. Richter Dr. Frank Schreiber befragt dazu Philipp J., der klar antwortet: "Damit habe ich nichts zu tun."